rund um die bündner herrschaft

Zum Abschluss der Woche arbeitete ich zum ersten Mal Indoor und etikettierte über 1’000 Flaschen Schaumwein; Patricks Kreation des traditionell produzierten (in der Flasche vergoren und dadurch natürliche Kohlensäure bildend) „Brut – blanc de noir“. Der Prozess der Flaschengärung dauert bei Adank 24 Monate (Ziel 36 Monate). Blanc de Noir bedeutet, dass der Schaumwein aus roten Trauben, hier Pinot Noir, gekeltert wurde. Blanc de Blanc hingegen wird nur mit Weissweintrauben, oft Chardonnay, hergestellt. Steht nichts ähnliches auf der Etikette, können verschiedene Traubensorten und -farben verwendet worden sein. Diese Begriffe stammen aus der Champagne.
Die Etiketten klebt eine (eher teure) Hightechetikettiermaschine auf die Flaschen. Von Hand reinigte ich alle Flaschen von Rückständen der Dosage (Entfernung der Hefe nach der Flaschengärung), brachte die Kapsel über den Verschluss mit einer Art Vacuumfaltundpressgerät an und stellte sie auf das Förderband der Maschine. Danach verpackte ich die Flaschen in 6er-Kartons und palettierte sie – ausser einer, die wanderte in mein Auto.

Der Alte Torkel „Haus des Bündner Weins“ in Jenins bestellte Wein von Adank. Patrick Adank und ich lieferten diesen aus. Er verband die Hin- und Rückfahrt mit einer Sightseeing-Tour durch drei der vier Herrschaftsdörfer (Fläsch, Maienfeld, Malans und Jenins). Die Abendstimmung verwandelte die hellgrünen Rebflächen in ein silbernes Meer mit goldenen Reflexen, beinah wie Weisswein im Glas scheinen sollte. Von einer homogenen Biolandwirtschaft ist man in der kleinen Gegend mit den grossen Weinen noch etwas entfernt, wie mir Patrick an mit Herbizid und Pestizid gespritzten Rebzeilen aufzeigte. Wir durchquerten die Weingüter von Grünenfelder und Lipp-Kunz (Winzerinnen von nationalem Ruf), Davaz, Gantenbein, Obrecht, Hermann und anderen. Ich erfuhr so allerlei spannendes Insiderwissen.

„Das Burgund der Schweiz“ umfasst lediglich 3% der Schweizer Rebfläche, geniesst jedoch ein grosses Ansehen. Auch wenn Pinot Noir nach wie vor die Hauptrebsorte ist, findet sich ein breiter Sortenspiegel von Rot- und Weissweinen. Die meisten werden reinsortig gekeltert und abgefüllt.

Als ich bei einem Mittagessen über meine Erfahrungen bei Brack erzählte, bemerkte Hansruedi Adank, dass die Fläche des Logistikzentrums in Willisau ungefähr seiner Rebfläche entspreche. Diese Dimensionen sprechen Bände über Genuss und Konsum.

Diese Woche war schlicht genial. Schöne Arbeit, tolles Wetter, mein Weinwissen erweitert. Ich fühlte mich sehr wohl und aufgehoben bei der Familie Adank. Sie nahmen sich Zeit, mir alle Fragen zu beantworten und Neues zu erklären. Und Rezias Küche war nun also echt nicht zum abnehmen gedacht.

Die nächsten drei Wochen widme ich mich wieder schulischen Projekten. Neben mitkorrigieren von QV Prüfungen meiner Klasse, lese ich mich in die Reform Verkauf 2022+ ein und frische mein 40-jähriges Mathe- und Deutschwissen etwas auf.